Autorin: Linda Jacobs
Die Mittelspannung ist die Verbindung zwischen Hoch- und Niederspannung. Sie umfasst Spannungsbereiche zwischen 1.000 Volt (1 kV) und etwa 30.000 Volt (30 kV) – so wie in der definiert – und sorgt dafür, dass elektrische Energie effizient von Umspannwerken zu Industrie, Gewerbe und regionalen Verteilnetzen gelangt. In Deutschland arbeiten viele Mittelspannungsnetze typischerweise mit 10 kV oder 20 kV.
Das Mittelspannungsnetz ist damit eine Art Strom-Autobahn auf regionaler Ebene. Es transportiert große Energiemengen über mittlere Entfernungen – also von zentralen oder dezentralen Erzeugungsanlagen zu Trafostationen, die den Strom auf 230/400 Volt heruntertransformieren. So gelangt der Strom letztlich in Haushalte, kleinere Betriebe und zu °Âä°ù³¾±ð±è³Ü³¾±è±ðn.
Für die Energiewende ist das Mittelspannungsnetz besonders wichtig. Viele größere Solaranlagen, Windparks oder Biogasanlagen speisen ihren Strom direkt auf dieser Ebene ein. Auch immer mehr °Âä°ù³¾±ð±è³Ü³¾±è±ðn und Batteriespeicher werden über Mittelspannungsanschlüsse versorgt, besonders im gewerblichen Bereich oder bei größeren Neubauprojekten. Die Spannungsebene entscheidet dabei nicht nur über technische Anforderungen, sondern beeinflusst auch Netzanschlusskosten und Genehmigungsverfahren.
Im Vergleich zur Hochspannung bietet die Mittelspannung den Vorteil geringerer Investitions- und Betriebskosten – etwa bei Trafostationen oder Isolationsmaßnahmen. Gleichzeitig ist sie leistungsstärker als die haushaltsübliche Niederspannung und damit ideal für größere Verbraucher oder gebündelte Einspeisung erneuerbarer Energie. Ein Beispiel: Während private PV-Anlagen mit rund 10 kWp ins Niederspannungsnetz einspeisen, erfolgt bei einer Freiflächenanlage mit mehreren hundert Kilowatt oder Megawatt die Einspeisung über die Mittelspannung.
Besonders in ländlichen Regionen ist die Mittelspannung wichtig für die Energieversorgung. Sie verbindet Dörfer, Stadtteile oder Industriegebiete und wird dabei je nach Umgebung als Erdkabel oder Freileitung ausgeführt. Bei einer Freileitung erkennt man Mittelspannungsmasten oft daran, dass sie nur einen Stromkreis tragen und deutlich kompakter sind als Hochspannungsleitungen.
Die Netzstruktur auf Mittelspannungsebene ist häufig als Ringnetz organisiert. Das bedeutet, dass bei Wartungsarbeiten oder Störungen ein Teil des Stroms umgeleitet werden kann, ohne dass es zu Versorgungsunterbrechungen kommt. Auch aus diesem Grund ist das Mittelspannungsnetz besonders ausfallsicher. In vielen Fällen kommen sogenannte elektronische Mittelspannungsregler oder regelbare Ortsnetztransformatoren zum Einsatz, um Spannungsschwankungen auszugleichen und die Netzstabilität zu verbessern.
Für die Integration erneuerbarer Energien spielt die Mittelspannung eine Schlüsselrolle: Sie sorgt dafür, dass Strom aus Photovoltaik- oder Windkraftanlagen effizient ins Netz eingespeist und weiterverteilt wird. Diese dezentrale Einspeisung reduziert die Belastung der übergeordneten Hochspannungsebene und macht das Netz insgesamt flexibler und resilienter. Das ist besonders wichtig, weil Sonne und Wind nicht konstant Strom liefern – das Netz muss also auch bei schwankender Erzeugung stabil bleiben.
Zukünftig wird die Mittelspannung voraussichtlich noch wichtiger. Moderne Messtechnik, automatisierte Schaltanlagen und intelligente Steuerungssysteme sorgen dafür, dass Verbrauch und Erzeugung in Echtzeit aufeinander abgestimmt werden. So kann beispielsweise überschüssiger Solarstrom gespeichert oder gezielt in andere Netzbereiche geleitet werden.
Für PV-Anlagen auf gewerblichen Dächern oder für größere °Âä°ù³¾±ð±è³Ü³¾±è±ðnlösungen ist die Mittelspannung heute oft die wirtschaftlichste Anschlussoption. Damit rückt diese Spannungsebene immer näher an den Alltag heran – auch wenn sie selbst meist unsichtbar bleibt.
Übrigens: Die Mittelspannungsebene ist eine von insgesamt vier Spannungsebenen im Stromnetz – neben Niederspannung, Hochspannung und Höchstspannung. Zusammen bilden sie die Netzebenen, über die Strom von der Erzeugung bis in den Haushalt transportiert wird.
